Wednesday, June 25, 2008

Welsh ein Roman!

Es gibt nur wenige Autoren, bei denen ich sofort in den Buchladen renne, wenn von ihnen ein neuer Roman erscheint, und deren Bücher ich ohne großes Durchblättern sofort kaufe. Einer dieser Autoren ist Irvine Welsh, einst zu Recht wegen “Trainspotting” berühmt geworden und danach zu Unrecht in der Versenkung verschwunden, obwohl seine folgenden Bücher (vor allem “Klebstoff”) die gleiche Klasse haben. Das gilt auch für Welshs jüngsten Roman “Die Bettgeschichten der Meisterköche”, ein gewohnt durchgeknalltes, vielleicht sogar selbst für Welsh-Verhältnisse außergewöhnlich durchgeknalltes Buch voller Sex, Gewalt, Drogen, Punk, Alkohol und Schottland. Es geht um einen völlig abgefuckten, fertigen Typen aus Edinburgh, der sich auf die Suche nach seinem Vater macht, dessen Namen seine Mutter ums Verrecken nicht verraten möchte. Das einzige, was er verlässlich weiß ist, dass sein Vater damals Koch war und seine Zeugung Anfang 1980 geschah, zur Zeit des Punk also (die Handlung beginnt auf einem Clash-Konzert). Die Suche gestaltet sich in Welsh-typischer Art turbulent, brutal, und an manchen Stellen so ekelig, dass ich dagegen selbst “Feuchtgebiete” harmlos fand. Doch im Gegensatz zu Charlotte Roche ist Welsh ein exzellenter Schriftsteller, der immer mitreißt und zwischen all dem Krach und Horror viel Liebevolles und sogar Zärtliches versteckt - genau wie ein guter Punk-Song.