Friday, August 29, 2008

Die BBC gibt einen aus

Lasst Euch nicht von dem furchtbaren Dr.-Hook-Bild abschrecken, lest lieber den Text dieses Guardian-Artikels. Wenn es stimmt, was da steht, stellt die BBC in absehbarer Zeit ihr komplettes Musik-Archiv online, inlusive John-Peel-Sessions, Glastonbury-Live-Aufnahmen undundund - kostenlos und werbefinanziert. Ich weiß zwar nicht, wie sie das Rechte-mäßig hinbekommen wollen, aber wenn es wahr würde, wäre das ein Traum. Wenn ich mir überlege, wieviel Geld ich früher für John-Peel-Vinyl ausgegeben habe!!

Monday, August 18, 2008

London Ohrwurm

Gerade fuhr ich mit dem Fahrrad durch Barnes, und da fiel mir auf, wie ich sozusagen automatisch meine Lieblingszeilen von Lily Allens London-Hommage “LDN” vor mich hinsummte:

I’m riding through the city with my bike all day
Cause the filth took away my license
But it doesn’t get me down and I fell ok
Cause the sights that I’m seeing are priceless

Es ist unglaublich, wie viele Straßennamen, Gebäude, Stadtteile, Vororte von London ich aus irgendwelchen Songs kenne.

Wenn ich an meiner Tube-Station Hammersmith aussteige kommt mir natürlich (White Man in) Hammersmith Palais in den Sinn. In der Carnaby Street denke ich an den gleichnamigen Song von The Jam. Als wir zum Trafalgar Square wollten, kamen wir an der Straße “The Strand” vorbei und in mir lief “Let’s all go down the Strand” von Blur. Ich sehe den Bus nach Willesden und muss an Joe Strummers “Willesden to Cricklewood” denken. Ich komme an der Stanley Road vorbei, sie so heißt wie ein Album von Paul Weller (naja, eigentlich ist es umgekehrt). An der Themse frage ich mich “Whatever happened to Thames Beat?” (The Times). Weitere Ohrwürmer: Guns of Brixton, London Traffic, London Loves, Capital Radio I (”There’s a Tower in the Heart of London”), London Traffic, Sixteen, clumsy and shy, London’s Burning, Torn on the Platform, Air Cushioned Soles, I bought them on the Portobello Road, I’m staring at the Post Office Tower, I’m a boy from Camden Town, Bow Bells say goodbye to the last train, I burn a fire in Westminster using the door of Downing Street, In the Rush Hour over St. Paul’s, Are you gonna be threatened by the public enemy number 10 - und so weiter und so weiter.

Meinen Lieblingsohrwurm aber bekomme ich, wenn ich aus dem Schlafzimmer meines an der Flughafen-Einflugschneise gelegenen Zimmers schaue. Da kommen mir die Zeilen aus Hard-Fis “Move on now” in den Sinn

Looking out the bedroom window
See the planes that go to Heathrow
See them go
On and on on and on

Morgen reise ich leider wieder ab ;-(

Oasis’ machen Stand-up-Comedy

Im naechsten Monat erscheint das neue Oasis-Album “Dig OutYour Soul” nebst neuer Single “The Shock of the Lightning”, was hier in England schon jetzt ein mittleres Medien-Beben ausgeloest hat. In TV, Radio und in der Presse sind Noel und Liam allgegenwaertig. Im NME haut Noel Anekdoten aus seinem Rockstarleben raus, a la “wie ich mit Marilyn Manson in LA Absinth gesoffen habe und dann von einem Grease-Schauspieler mit einem Messer bedroht wurde” und Liam darf sich in der “Times” mit seinen Bekenntnissen zu seiner gesunden Lebensweise und Ansichten ueber Kindererziehung blamieren (lustig fand ich, dass er so oft das Wort ‘fucking’ benutzt, dass er dafuer sogar Woerter unterbricht (”e-fucking-verything”). In der Not, immer noch einen draufsetzen zu muessen, hat Noel jetzt in einem BBC-Radio-Interview den Vogel abgeschossen und sich, besoffen wie er war, total gehen lassen.
Rapper Jay-Z befand er fuer unwuerdig, beim Glastonbury-Festival aufzutreten. Amy Winehouse bezeichnete er als “fertiges Pferd”, die Band “Scouting For Girls” nannte er “Scouting For Idiots” und zu den Kaiser Chiefs, deren Saenger er stets “Fat Rick” zu nennen pflegt, sagte er: “Ich habe 18 Jahre lang Drogen genommen, aber niemals war ich so kaputt, dass mir einfallen wuerde, die Kaiser Chiefs fuer brilliant zu halten.” Dann knoepfte er sich Mark Ronson vor: Der solle endlich aufhoeren, die Musik anderer Leute zu ruinieren. “Mark Ronson sollte drei Akkorde lernen und Mal einen Song schreiben.”
In seinem myspace-Blog hat der so Geschmaehte jetzt auf amuesante Art gekontert: “Ich nehme gerade Gitarrenstunden bei Jay-Z. Er hat auch mir schon beide Akkorde von ‘Wonderwall’ gezeigt.”

Capital Duschradio II

Neue Shower-Playlist: The Verve, Katy Perry, Coldplay, Bloc Party, Lily Allen.

Sunday, August 17, 2008

Independent-Fußball: AFC Wimbledon

Gestern bin ich nach Kingston gefahren, um mir ein Heimspiel des AFC Wimbledon anzuschauen. Seit Jahren verfolge ich die Entwicklung dieses einmaligen Vereins, der von engagierten Fans 2002 als unabhängige Alternative zum Proficlub FC Wimbledon gegründet wurde. Dessen Clubbosse hatten den FC damals an neue Eigentümer verschachert, die den Spielbetrieb aus kommerziellen Gründen kurzerhand ins 100 Kilometer entfernte Milton Keynes verlegten. Die ihres Clubs beraubten Anhänger wagten den Neubeginn und meldeten den AFC in der untersten britischen Liga an. Sie sorgten dafür, dass der Verein für alle Zeiten nur den Fans gehören wird und nicht erneut kommerziellen Interessen von Großeigentümern unterworfen werden kann. Inzwischen ist der AFC vier Mal aufgestiegen. Zwar spielt er immer noch nur in der sechsten Liga, aber wer weiß: Nach drei Spieltagen der neuen Saison steht der AFC nach drei Siegen schon wieder auf Platz 2. (Der alte FC Wimbledon ist inzwischen drei Mal abgestiegen und spielt inzwischen unter dem Namen MK Dons in der vierten Liga. Mal sehen, wann man sich wiedersieht.)
Das Stadion Kingesmeadow ist klein, aber schön: Gut in Schuss, überall überdacht, mit vielen Stehplätzen. Die Fans sind nur ein paar tausend, doch die Plätze sind gut gefüllt, die Stimmung ist enthusiastisch. Eine Tasse Tee kostet 80 Pence, die Mitarbeiter und Ordner sind freundlich. Vor dem Anpfiff kommt “Time for Action” von Secret Affair aus den Stadionboxen.
Die Qualität des Spiels ist überraschend gut. Und es ist spannend. Nachdem Bognor Regis Town kurz vor der Pause ausgeglichen hat, steht es bis kurz vor Schluss 1:1 - mit guten Chancen auf beiden Seiten. In der 88. Minute fällt dann endlich das 2:1 für den AFC, in der Nachspielzeit wird auf 3:1 erhöht.
Mit dem Gefühl, etwas Großartigem zugesehen zu haben, das keineswegs langweiliger war als ein teures Bundesliga- oder Premier-League-Spiel, mache ich mich auf den Heimweg. Sollen die da oben doch ihre Stadionnamen verschachern, sollen sie doch Hunderte Euro Eintritt verlangen, sollen sie doch ihre Clubs irgendwelchen Öl-Milliardären zur Belustigung überlassen: Elf gegen elf über 90 Minuten, Fans, Spannung, Abwehrschlachten, Last-Minute-Tore wird es weiterhin geben, dann eben ein paar Ligen tiefer.
Es ist ein Bisschen wie mit der Musikindustrie: Mainstreamkacke, Stadionrock, Castingshows, Klingelton-Abos hindern uns ja auch nicht daran, eine Alternativkultur zu pflegen. Im Gegenteil: Musik, Fans, Clubs, Bands wird es auch jenseits großer kommerzieller Interessen weiterhin geben.
Hah!