Thursday, March 28, 2013

Alt und heiß: Billy Bragg

Lange nichts mehr gehört von Billy Bragg. Gleich fünf Jahre Zeit hat er sich gelassen seit dem letzten Album - wäre er eine Band, hätte es da sicher schon Auflösungsgerüchte gegeben. Doch jetzt ist “Tooth and Nail” da, und ich gebe zu, dass ich, als ich die Rezensionen las, etwas skeptisch war: Sollte der ansonsten immer so schön politisch engagierte Bragg nun tatsächlich eine neue Innerlichkeit predigen, wie es mancherorts hieß? Liebe statt Politik? Beziehungsdrama statt Klassenkampf? Ganz so ist es dann zum Glück doch nicht. Erstens war Bragg ja schon immer Autor von Liebesliedern, so neu ist das nun also gar nicht. Und zweitens bringt er ja noch immer regelmäßig seine Meinung zum Ausdruck, und das auf eine meist angenehme, kluge und pointierte Art - während viele andere längst von der (roten) Fahne gegangen sind. Dafür gebührt ihm noch immer größter Respekt. Was die Musik angeht, hat sich Bragg auf “Tooth and Nail” für einen eher folkigen Sound entschieden, und die Indie- und Punk-Anteile noch weiter zurückgefahren. Andererseits hat der alte Herr das Songwriting nicht verlernt, und so ist “Tooth and Nail” ein schönes, ruhiges Album geworden.